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Unsere Liebe: Die Ankermühle.
650 glückliche Jahre

Saniert und renoviert in Dach und Fach stellte sich die "neue" Ankermühle im Sommer 2009 ihren Gästen vor. Ihr Gesicht hat die Ankermühle schon mehrfach verändert und auch ihre Funktion. Wo heute Vermouth fließt und in der Manufaktur schöne und leckere Dinge entstehen, es in der Küche brodelt, knackten die Mühlsteine früher Getreide. Als Wassermühle am Elsterbach gelegen, gehörte sie ab Mitte des 14.Jahrhunderts zu einer Gruppe von 14 (genau genommen sogar 15) Mühlen entlang dieses Bachs, der knapp neun Kilometer von seiner Quelle im Rheingaugebirge bis zu seiner Mündung in den Rhein dahin plätschert.

Die Assoziation von einem Anker zu einer Anlegestelle für Schiffer oder Fischer bietet sich an, ist aber nicht zutreffend. Die anfangs in hochherr-schaftlichen oder klösterlichen Diensten rackernde Mühle lag auf einem damals als „Anger“ beschriebenem Flurstück. Dabei war ein Anger gar nicht einmal ein so abgelegenes Fleckchen Erde, wie es heute anmuten mag. Im Gegenteil, als Anger bezeichnete sich eher der Mittelpunkt eines Dorfes, an dem sich der zentrale Löschteich und Dorfbrunnen manchmal sogar die Kirche befanden. Allen Angern ist ein Schicksal gemeinsam: Sie wurden überbaut, so auch der Dorfanger in Winkel, der zum Standort für die „Angermühle“ wurde.

Wie aus dem Anger Anker wurde, darum ranken sich zwei Geschichten: Die erste lautet: 1770 gab einen Joe Ankermüller, ein Müllermeister gebürtig von der Hammermühle in Wiesbaden, der wiederum eine Tochter der Krayer-Müller heiratet. Und dieser Joe übernimmt die Angermühle der Krayers womit sie fortan Ankermühle genannt wird. 

Die zweite Version erzählt von einem Missgeschick eines Ortschronisten, dessen durch den Wein schwergängig gewordenen Zunge, kombiniert mit der Weichheit des Hessischen Idioms und dem daraus folgenden fehlerhaften Eintrag im Ortsregister. Wie auch immer irgendwann assimilierte sich aus der Angermühle die Ankermühle zurecht.

Im Jahr 1891 erwarb ein Karl Eiser die Mühle von deren Vorbesitzer Balthasar Krayer. Er betrieb die Mühle und den Weinbau bis zum Jahr 1923. 1928 übernahm Eisers Sohn Karl Josef die Anlage ohne Kornmühlenbetrieb und baute die bereits dazu gehörende Weinbaufläche aus. Er betätigte sich eine zeitlang auch in der Schafzucht. Als letzter Eigentümer baute die Winzerfamilie Axel Eiser in vierter Generation auf den zum Teil klassischen Rheingaulagen Wein auf den Hängen unterhalb Schloss Johannisberg an und in eigenen Kellern auf dem Grundstück aus.


Aus Altersgründen gab Axel Eiser im Sommer 2008 seine Mühle in neue, jüngere Hände. Zum zweiten Mal in der Geschichte der „Ankermühle“ übernahmen „Ortsfremde“ die Obhut über dieses Kulturdenkmals und ... eine Frau als Gutsherrin. Mit Birgit Hüttner nehmen sich eine waschechte Oberschwäbin aus der Weinbauregion Bodensee zusammmen mit ihrem Mann Holger J. Bub (ein waschechter Hesse) der Aufsicht und Fürsorge dieses idyllisch gelegene Kleinods an.

Und wie im Märchen, wurde das fast vergessene Dornröschen zu neuem wunderschönen Leben erweckt und mit Liebe erfüllt.

Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.

Albert Einstein

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